Nachrichten | 29.7.2006 |
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Anbau von Gen-Weizen beantragt Freisetzungsversuch bedroht Samenbank mit alten Weizensorten Das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) Gatersleben will Winterweizen anbauen, dessen Proteingehalt gentechnisch verändert wurde. Das IPK betreibt auch eine Samenbank, in der Hunderte alter Weizensorten lagern, die zur Erhaltung immer wieder im Freiland angebaut werden müssen. Der Versuchsacker für den Gen-Weizen liegt in unmittelbarer Nähe zu den Anbauflächen der Samenbank. Das Umweltinstitut München befürchtet, dass die alten Weizensorten durch Pollenflug oder Verschleppung des Genweizens durch Tiere verunreinigt und dadurch wertlos würden. Dies wäre ein unersetzlicher Verlust für zukünftige Züchtungsbemühungen, kritisiert Andreas Bauer, Gentechnikexperte beim Umweltinstitut. Denn alte Sorten enthalten vielfach Resistenzen gegen verschiedene Krankheiten und sind angepasst an klimatische Bedingungen wie Trockenheit oder an salzige Böden. Die Weizenpflanzen, die im sachsen-anhaltinischen Gatersleben freigesetzt werden sollen, wurden gentechnisch so manipuliert, dass sie einen erhöhten Protein-Gehalt aufweisen. Außerdem sind sie resistent gegen Basta®, ein Totalherbizid des Bayer-Konzerns. Sie enthalten auch Resistenzgene gegen die in der Medizin verwendeten Antibiotika Ampicillin und Streptomycin. Eingesetzt werden soll der Gen-Weizen später als Futtergetreide. Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München, glaubt, dass der geplante Versuch eine Türöffnerfunktion haben soll: "Wenn das genehmigt wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis genmanipulierter Weizen in unsere Bäckereien gelangt." Als Stiftung des Bundes und der Bundesländer solle sich das IPK nachhaltiger Züchtungsforschung zuwenden, anstatt mit Millionenbeträgen aus der Tasche des Steuerzahlers eine gesellschaftlich nicht akzeptierte Risikotechnologie wie die Gentechnik zu forcieren, fordert Nestler. Gentechnik-Experte Andreas Bauer geht davon aus, dass sich der für Oktober 2006 geplante Anbauversuch noch verhindern lässt. "Bislang sind alle Freisetzungen von Gen-Weizen in Deutschland am Widerstand von Umweltorganisationen gescheitert. Denn Weizen ist eine der zentralen Nahrungspflanzen für die Weltbevölkerung. Aufgrund der breiten Ablehnung in der Bevölkerung ist Gen-Weizen weltweit unverkäuflich." Um den Protest deutlich zu machen, ruft das Umweltinstitut zu Einwendungen auf und hat ein Musterformular ins Netz gestellt. Die unterschriebenen Einwendungen werden bis zum 13. September vom Umweltinstitut München gesammelt und dann der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, übergeben. |